Verwunschene Wasserwunder im Kanton Zürich

    Wussten Sie, dass der Rheinfall mit seinen 23 Metern Höhe von unbekannten Giessen im Kanton Zürich übertrumpft wird? Kennen Sie den versteckten Canyon im Schreizen, die grossräumige Felshöhle am Brandenfels oder die Strudeltöpfe der Affenschlucht?

    (Bilder: zvg) Das Chämtnertobel besticht besonders auch zur Winterzeit.

    Der Zürichsee scheint auf den ersten Blick das prägnanteste Landschaftselement des bevölkerungsreichen Kantons zu sein. Auf den zweiten Blick fallen einem die vielen anderen mehr oder weniger grossen Seen auf, die wiederum von einem schier unzählbaren Gewässernetz gespeist werden. Den unzähligen Kleinschluchten – die meist Ursprung wilder Wasserläufe sind – wurde bisher kaum Beachtung geschenkt. Diese wurden nun inventarisiert und in einem Wanderbuch verewigt. Dass Zürich zu den Kantonen mit der grössten Anzahl unbekannter Wasserfälle gehört ist dabei genau so überraschend, wie die Entdeckung einiger geologischer Naturwunder. Erstmals wurden diese nun teilweise nachts mit aufwändiger Beleuchtungstechnik fotografiert.

    Die beiden Autoren, Michel und Ueli Brunner, machten sich 2010 auf den Weg und liefen gegen 300 Tobelbäche im Kanton Zürich ab. Die meisten von ihnen sind kaum bekannt, unwegsam und haben selten einen Wanderer gesehen. Einige liegen dabei eingeengt an frequentierter Lage, werden aber trotzdem kaum beachtet. So findet man beispielsweise einer der urchigsten Taleinschnitte untypischerweise im Limmattal. Der in Oberengstringen befindliche Weidtobelbach ist allerdings sehr kurz, dafür aber wegen den Tuffsteinformationen, Badegelten und alten Bäumen besonders attraktiv. Auch im Westen der Albiskette finden sich gleich mehrere Bäche mit ausgeprägter Sinterstufenbildung die kaum bekannt sind. Im Tösstal wiederum stürzen die meisten Giessen über eine Nagelfluhbank in die Tiefe. Der unbekannte Greiselgubel-Giessen im Fischenthal bringt es sogar auf eine Fallhöhe von über 43 Metern. Weniger hoch, dafür noch wilder, sind die Seitentäler der Töss bei Winterthur. Dass sogar der Eschenberg einen grösseren Wasserfall verbirgt, ist nur den wenigsten Winterthurern bekannt und auch die Affenschlucht mit den vielen Wassermühlen bei Neftenbach war lange ein Geheimtipp.

    Damit man 50 dieser Wasserwunder in natura bestaunen kann, haben die Autoren 22 Routen vorgestellt. So findet sich beispielsweise eine anspruchvollere Strecke entlang des Wildbachtobels in Hinwil. Diese führt via Täuferhöhle schliesslich ins Chämtnertobel bei Wetzikon. Im Anschluss geht man nach Wunsch weiter ins Weidtobel und hoch zum Rosinli und danach durchs Luppmentobel bis Pfäffikon. Diese beiden Wanderungen gehören auch getrennt zu den längsten im Buch und sind je rund 15 Kilometer lang. Wer einen einstündigen Spaziergang bevorzugt, dem sei entweder der Hostbach mit seinen Kalktreppen in Andelfingen ans Herz gelegt oder das Horgener Aabachtobel mit seinem Felskessel und der alten Eibe. Bekannt wie beliebt ist auch die zweistündige Rundwanderung ins Wehrenbach- und Elefantenbachtobel bei der die kleine Wildnis in der Stadt Zürich stets überrascht.

    Nebst den Wanderungen und dem Inventar im hintersten Teil des Buches findet man eine Einleitung, die die Geschichte der Tobel in Zürich aus verschiedenen Facetten beleuchtet. Die Schluchten haben einen grossen Wandel hinter sich. Ursprünglich wurden sie gemieden und waren wegen unheimlichen Sagen die Schrecken der Leute. Die wilde Natur wurde zur Belle Epoque romantisiert, aber nach der Kriegszeit sind die Spuren der erschlossenen Tobelwege verschwunden. Viele von ihnen wurden danach allmählich für industrielle Bedürfnisse, Hochwasserschutz oder Verkehrswege verunstaltet. Ein grosses Thema ist in den einzelnen Kapiteln nebst dem Naturschutz auch der Umgang mit unserem Trinkwasser. Die Autoren äussern sich kritisch, was manche forstlichen Eingriffe betrifft und schildern, warum diese aus Sicht der Sicherheit und Wasserqualität problematisch sein können.

    Michel Brunner


    Michel und Ueli Brunner porträtieren in ihrem Bestseller «Wasserwunder – 22 verwunschene Tobelwanderungen im Kanton Zürich» die über hundert eindrücklichsten Tobel. Gegen 180 Wasserfälle werden darin vorgestellt. Auf kinder- und seniorenfreundlichen Spaziergängen bis hin zu abenteuerlichen Pfaden gelangt man anhand der beschriebenen Routen und Wanderkarten mit Höhenprofilen in 50 Kleinschluchten. Das 240-seitige Buch ist im Buchhandel oder via AS-Verlag erhältlich und kostet 48 Franken.

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